FAQ

Fragen und Antworten
zu Niedrigenergie- und Passivhäusern

FAQs – Häufig gestellt Fragen zu Niedrigenergie- und Passivhäusern

Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Baustandard der Zukunft

Fragen Übersicht:

  1. Kann ein Haus tatsächlich ohne Heizung funktionieren? Mehr …
  2. Sind diese Häuser nicht zu teuer? Mehr …
  3. Darf man in Häusern mit einer Lüftungsanlage noch die Fenster öffnen? Mehr …
  4. Häufig gibt es Bedenken bei einer Lüftungsanlage: Wie steht es mit Bakterien, Geräuschen und spürbarem Luftzug? Mehr …
  5. Stimmt es, dass ich mit einer Lüftungsanlage im Sommer auch kühlen kann? Mehr …
  6. Macht die Lüftungsanlage nicht zu trockene Raumluft? Mehr …
  7. Ist das Passivhaus nicht ein kompliziertes Hightech-Haus? Mehr …




Antworten im Detail:

1. Kann ein Haus tatsächlich ohne Heizung funktionieren?

Zunächst muss die Frage richtig gestellt werden:
Kann ein Haus tatsächlich ohne konventionelle Zentralheizungsanlage angenehm warm sein?

Ja, wenn es über eine sehr gute Wärmedämmung und richtig geplante Haustechnik verfügt: Dann sprechen wir von einem Passivhaus (Definiert sich über den Heizenergiebedarf am Standort von < 15kWh/m² Nutzfläche und Jahr).
Diese bereits seit über zehn Jahren bewohnten und auch gemessenen Passivhäuser beweisen es eindeutig:
Auch in unserem Klima ist es möglich, Häuser mit einem derartig geringen Heizwärmebedarf zu bauen, dass eine Zulufterwärmung über die Lüftungsanlage ausreicht, um den noch geringen vorhandenen Heizenergiebedarf des Hauses abzudecken und es auch im Winter behaglich warm zu halten. Die nachträglichen Messungen an gebauten Beispielen beweisen, dass der Heizwärmebedarf schon im Voraus sehr gut berechnet werden kann und dieser Wert für den Durchschnitt der Nutzer zutrifft.

Entsprechen meine Bedürfnisse /Gewohnheiten dem Durchschnitt?
Tatsächlich hat der Nutzer einen großen Einfluss auf den Verbrauch seines Hauses durch sein Verhalten:

z.B.:
• Sie haben’s gerne 24° warm. Das erhöht Ihre Heizkosten um mehr als ein Viertel.
• Sie halten gerne Fenster stundenlang gekippt – die so verloren gegangene Heizenergie kann die Lüftung nicht mehr ersetzen: Es wird kühler und die Heizkosten können sich auch vervielfachen.

Berechnungsgrundlage ist eine Raumtemperatur von 20°C an den 5 kältesten Tagen im Jahr (langjähriger Durchschnitt).

2. Sind diese Häuser nicht zu teuer?

Zunächst muss die Frage richtig gestellt werden:

Sind die Kosten für so ein Haus nicht viel höher?

Bauen mit hochwertigen Komponenten kostet in der Anschaffung mehr als eine durchschnittliche Ausstattung – das stimmt.
Wie hoch diese Mehrkosten ausfallen hängt aber vielmehr von der Größe des Gebäudes und der Bauform ab als von den hochwertigen Komponenten wie beste Fenster und eine optimale Dämmdicke.
Da beim richtig geplanten Passivhaus tatsächlich auf die klassische Zentralheizungsanlage verzichtet werden kann, kommt es bei dieser Position durchaus zu einer Ersparnis von rund 30.000,– €.
Das kann dazu führen, dass für ein Passivhaus keine Mehrkosten gegenüber einem sehr guten Niedrigenergiehaus entstehen. Im Durchschnitt können Sie jedoch mit 5-10% an Mehrkosten für die Errichtung gegenüber einem Standardhaus nach Bauordnung rechnen.

Wenn jedoch die laufenden Betriebskosten in die Gesamtbetrachtung mit einbezogen werden ist ein Passivhaus auf Dauer die günstigste Lösung.
Denn die Kreditraten für das zusätzlich aufgenommene Kapital gehen einmal zu Ende, von den niedrigeren Betriebskosten profitieren Sie jedoch vom ersten Augenblick der Nutzung für die Dauer der Gebäudelebenszeit (vom höheren Komfort und der langfristigen Wertsicherung der Immobilie wollen wir hier gar nicht sprechen).
Das ist angesichts der steigenden Energiepreise jedenfalls eine gute Zukunftsvorsorge.
Vereinfachtes Beispiel gefällig?

Haus konventionell: Passivhaus:
Kreditrate/Monat: € 1.000,– Kreditrate/Monat: € 1.100,–
Betriebskosten/Monat: € 150,– Betriebskosten/Monat: € 50,–

3. Darf man in Häusern mit einer Lüftungsanlage noch die Fenster öffnen?

Natürlich dürfen die Bewohner jederzeit die Fenster öffnen, sie müssen es aber nicht, denn es kommt immer ausreichend Frischluft über die Lüftungsanlage. Das hat viele Vorteile:
  • Dank der Feinfilter bleiben Schmutz und wenn gewünscht sogar die Pollen draußen (erholsam für Allergiker) – anders als bei der Fensterlüftung. Ein angenehmer Nebeneffekt: Staubwischen wird zu einer seltenen Hausaufgabe.
  • Auch wenn die Bewohner nicht zu Hause oder die Fenster über Nacht geschlossen sind – die Luftqualität im Haus ist immer einwandfrei und sichert einen erholsamen Schlaf.
Im Winter sollten allerdings die Fenster nicht über längere Zeit offen stehen, denn das führt – wie bei allen Häusern – dazu, dass die Raumlufttemperatur spürbar abkühlt und der Heizwärmeverbrauch ansteigt.

4. Häufig gibt es Bedenken bei einer Lüftungsanlage: Wie steht es mit Bakterien, Geräuschen und spürbarem Luftzug?

  • Die Lüftungsanlage für Wohnzwecke ist eine Frischluftanlage. Nur bei einer Klimaanlage mit Umluftbetrieb können – bei schlechter Wartung – Probleme mit Keimen entstehen.
  • Geräusche sind bei einer richtig dimensionierten Anlage kaum wahrnehmbar und in Wohngebieten mit Verkehrsaufkommen nicht das Thema. Aufmerksame Benutzer in ruhigen Wohngebieten können jedoch sagen, ob die Lüftung eingeschaltet ist oder nicht, wenn sie sich sehr konzentrieren. In der höchsten Stufe (auch Partylüftung genannt) haben Sie auch bei Anwesenheit vieler Personen immer noch eine gute Luftqualität. Die Ventilatoren laufen dann mit der maximalen Geschwindigkeit, die für die meisten Menschen wahrnehmbar ist – wenn es vollkommen ruhig im Gebäude ist. Aber: Ist es bei einem Fest wirklich mucksmäuschenstill? Im Gegenzug dazu gibt es auch eine Stufe zur Grundlüftung bei reduzierter Ventilatordrehzahl, die Ihnen einen ungestörten Schlaf erlaubt.
  • Die Frischluft wird so in den Raum eingebracht, dass die Luftbewegung bei der Normaleinstellung bereits in einem halben Meter Abstand nicht mehr wahrnehmbar ist. Weiters wird selbst diese geringe Luftbewegung kaum wahrnehmbar sein, da die Luft annähernd mit Raumtemperatur eingebracht wird und beim Passivhaus ja sogar noch erwärmt eingeblasen wird.

5. Stimmt es, dass ich mit einer Lüftungsanlage im Sommer auch kühlen kann?

Zunächst muss die Frage richtig gestellt werden: Sorgt die Lüftungsanlage auch bei heißen Tagen für ein angenehmes Raumklima? Ja, und zwar dann, wenn Sie ein paar einfache (Verhaltens-)Regeln beachten:
  • Benutzen Sie eine außen liegende Beschattung für große ost-, west- und südseitige Fensterflächen. Sollten Sie untertags nicht zuhause sein, sollten Sie eine selbstständige elektrische Beschattung vorsehen.
  • Halten Sie die Fenster während des Tages unbedingt geschlossen, da mit dem vermeintlichen Luftzug dem Gebäude auch warme Luft zugeführt wird.
  • Eine gewisse Speichermasse (Sichtbare Massivholzbauteile, ein Estrich oder mehrere Zentimeter (Lehm-)Putz im Gebäude verbessert die Sommertauglichkeit.
  • Ein Erdwärmetauscher vermag die warme Außenluft abzukühlen und hilft, dass das Gebäude auch an den heißen Tagen angenehm kühl sein wird. Die Menge an kühler Luft reicht jedoch bei weitem nicht aus, um die bei Vernachlässigung der oben genannten Punkte bereits im Gebäude vorhandene Wärme wieder abzuführen!

6. Macht die Lüftungsanlage nicht zu trockene Raumluft?

Zunächst muss die Frage richtig gestellt werden: Lüften erzeugt trockene Raumluft. Kalte Außenluft während der Heizsaison enthält nur wenige Gramm Wasser/m³. Wenn ich diese Luft in warme Räume bringe (was durch Lüften (egal, ob durchs Fenster oder eine Lüftungsanlage) geschieht, sinkt die relative Luftfeuchte ab (die Gramm Wassermenge/m³ Luft bleiben ja gleich). Trockene Raumluft ist – entgegen einer weit verbreiteten Meinung – für sich noch kein Qualitätsmangel, wie Untersuchungen gezeigt haben. Denn: Eine trockene Luft ohne Staubbelastung wird vom Menschen nicht als unangenehm empfunden. Dennoch gibt es mehrere Möglichkeiten, dem entgegen zu wirken:
  • Schalten Sie die Lüftung zurück, wenn Sie zu gewissen Tageszeiten nicht im Gebäude anwesend sind. Bei längerer Abwesenheit oder sehr tiefen Außentemperaturen kann auch das Takten der Anlage sinnvoll sein (Einschalten der Anlage z.B. alle vier Stunden für eine Stunde (die Luftqualität ist immer noch besser als beim gelegentlichen Lüften von Hand und es geht dennoch keine Wärme verloren).
  • Feuchtigkeitsspeichernde Baumaterialien können Spitzen abpuffern (Sie nehmen Feuchtigkeit, die z.B. beim Duschen in kurzer Zeit in großer Menge anfällt, schnell auf und geben sie über den Tag verteilt langsam wieder ab.)
  • Grünpflanzen können mehrere Liter Wasser / Tag verdunsten.

7. Ist das Passivhaus nicht ein kompliziertes Hightech-Haus?

Nein, das Passivhaus ist ein durchaus gutmütiges Haus mit wenig Technik. (Es fällt ja die gesamte Heizungsanlage weg)!
Die erforderliche Komfortlüftung hat weniger Schaltknöpfe als ein normaler Fernseher und bietet Technik zum Anfassen: Es kann der regelmäßig erforderliche Filterwechsel von den Bewohnern selbst durchgeführt werden, denn hierfür muss kein Handwerker geholt werden.
Und wenn wirklich einmal der Strom ausfallen sollte, dann bleibt es in einem Passivhaus am längsten von allen Gebäuden warm. Und wer eine Photovoltaikanlage installiert, ist sogar von solchen Zwischenfällen unabhängig.